Die Sanierung.

Die Ausgangssituation

BESTAND

Die Mittelgasse liegt im Sanierungsgebiet von Arnstadt und ist durch eine kleinteilige Bebauung geprägt. Das Ferienhaus Mittelgasse 15 stellt das östliche Kopfgebäude einer geschlossenen Reihe von insgesamt fünf ähnlichen Häusern dar. An die Nr.15 schließt sich nach Osten der Garten des sogenannten Oberklosters an (ehemals vermutlich Konventhaus des Benediktinerinnenklosters), nach Norden das Grundstück der Liebfrauenkirche.

Das Gebäude ist ein traufständiges, zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Putzfassade auf einem Natursteinsockel. Das ziegelgedeckte Satteldach wird von einem straßenseitigen Zwerchhaus dominiert. Der Ostgiebel ist durch einen Krüppelwalm gegliedert.

Aufgrund seiner Stellung als Kopfgebäude der kleinen Häuserzeile besitzt das Haus zumindest für diesen Abschnitt der Mittelgasse eine herausgehobene städtebauliche Bedeutung.

BAUSCHÄDEN

Das Gebäude hat durch seine letzten Bewohner keine qualifizierte Bauunterhaltung erfahren. Nach Leerstand wurde das Haus durch Vandalismus und über Jahre hinweg durch ein kaputtes Dach in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere die Nordfassade und die nordöstliche Gebäudeecke waren maßgeblich geschädigt.

SANIERUNGSZIEL - FERIENHAUS MITTELGASSE 15

Vordergründiges Ziel war die dauerhafte Erhaltung von dem Ferienhaus Mittelgasse 15 für eine nachfolgende Wohnnutzung. Das Erscheinungsbild des Objektes und insbesondere der Straßenfassade sollten dabei erhalten bleiben.

Die Sanierung wurde nach dem Grundsatz Reparatur vor Erneuerung geplant. Dementsprechend kamen mehrheitlich traditionelle Handwerkstechniken und nachhaltige Baustoffe zur Anwendung.

Sanierung Mittelgasse 15, Auszug Planungsunterlagen.
Auszug Baugenehmigung.
Sanierung Mittelgasse 15, Auszug Planungsunterlagen.
Auszug Baugenehmigung.

Die Maßnahmen

ZIMMERER- UND DACHDECKERARBEITEN

Aufgrund der erheblichen Gebäudeschäden waren vor Beginn der eigentlichen Maßnahmen umfangreiche Abstützungen an Nord- und Ostfassade erforderlich. Zudem mussten hier das Fundament erneuert und auch der Gebäudesockel in Kalkbruchstein- Mauerwerk neu aufgemauert werden.

Die Zimmererarbeiten erfolgten handwerklich mit Zapfen- und Blatt- Verbindungen. Winkel und Nagelbleche kamen nicht zur Anwendung. Geschädigte Balken wurden bis ins gesunde Holz zurück geschnitten und neue Hölzer im vorhandenen Querschnitt angesetzt. Der Holzschutz erfolgte konstruktiv, Holzschutzmittel kamen nicht zum Einsatz. Der vorhandene Dachstuhl wurde ertüchtigt, dazu alte Sparren bei Bedarf bis zur notwendigen Tragfähigkeit verstärkt und Fehlstellen ergänzt. Nach aufbringen einer Holzschalung und einer regensicheren Unter- Deckung wurde das Dach mit Muldenfalzziegeln in naturrot eingedeckt.

FASSADENARBEITEN UND FENSTER

Die Fassadengliederung von Haus Mittelgasse 15 sollte von Anfang an erhalten bleiben beziehungsweise wiederhergestellt werden. Dazu wurden die Bauteile vor Baubeginn dokumentiert und die Farbfassung entsprechend vorgefundener Fassungsreste abgestimmt.

Für die Ausmauerung offener Gefache kamen Leichtlehmsteine und Lehmmörtel zur Anwendung, für die Dämmung der Fassade Holzfaserplatten in einer Dicke von 4,0 bis 10,0 cm. Der anschließend aufgebrachte mineralische Fassadenputz wurde mit einer Silikatfarbe und Streichbürste zweimal von Hand gestrichen.  

Die Fenster zur Straße und an der Ostseite sind entsprechend dem historischen Vorbild als Holzfenster ausgeführt. Sie sind mit jeweils zwei Drehflügeln oben und unten sowie ohne Kippfunktion gefertigt und dunkelgrau gestrichen. Die raumhohen Fenstertüren an der Gartenseite sind dagegen aus naturfarben geölter Lärche hergestellt.

INNENWANDFLÄCHEN

Bei der Überarbeitung der Innenputzflächen wurden ausschließlich Kalkputze verwendet, die erhaltungsfähigen Flächen vorher mechanisch gereinigt. Unterputz wurde mit einer Körnung 2 mm ausgeführt, der Ausgleichsputz mit einer Körnung 0,8 -1,0 mm. Die abschließende Oberflächenbehandlung erfolgte von Hand mit einer Kalkglätte und einem eingearbeiteten Glasfaservlies .

Der Wandanstrich erfolgte mit Sumpfkalkfarben, abgetönt mit Pigmenten und aufgetragen mit Streichbürste. Im Bad und WC kam teilweise ein Stuccolustro zur Anwendung, ein Kalkspachtel, der durch eine Behandlung mit Glätteseife seine wasserabweisenden Eigenschaften erhält. Zudem wurden einige Installationswände in Trockenbauweise auf Holzunterkonstruktion erstellt. Wände zum Nachbarhaus sind aus Brand- und Schallschutzgründen zum Teil mit HWL-Platten verkleidet.

TISCHLER

Wie bei den anderen Gewerken wurde auch bei den Tischlerarbeiten – wo möglich – Wert auf Erhaltung statt Erneuerung gelegt. Ein Schmuckstück ist die aufgearbeitete zweiflügelige Eingangstür aus Eiche aus dem 19. Jahrhundert, die innen aufgedoppelt wurde und so zeitgemäße Anforderungen an Wärmeschutz und Sicherheit erfüllt.

Aber auch fast alle Innentürblätter und die zugehörigen Bekleidungen konnten erhalten werden, ebenso wie die beiden Holztreppen zum Ober- und Dachgeschoss. Die Holzfußböden in Wohnzimmer und Flur Obergeschoss sind aufgearbeitet, übrige Holzböden mit Lärchendielen erneuert. Die Behandlung der Holzböden erfolgte mit Fußbodenhartöl, die von weniger strapazierten Oberflächen mit Lappenwachs. Für deckende Farbanstriche kamen wasserverdünnbare Acryllackfarben zur Anwendung. Das Gartenhaus hat Türen und Fenstern aus aufgearbeitetem Altmaterial erhalten.

HOF UND GARTEN

Im hinteren Bereich des Grundstückes ist ein Teil der ehemaligen Hintergebäude von dem Ferienhaus Mittelgasse 15 erhalten geblieben. Der Weg zwischen diesem charmanten zweistöckigen Gartenhäuschen und dem Vorderhaus wurde mit einem Kalkstein – Reihenpflaster und Kalksteinplatten befestigt. Das Material dafür wie auch die fünf Kalksteinstufen zum Haus konnten überwiegend im Grundstück geborgen werden.

Auf einer Seite des Weges liegt unter einer Pergola der Sitzplatz, der ebenso wie der Parkplatz – abgesehen von der mit Kalkstein gepflasterten Einfahrt – mit einer wassergebundenen Decke befestigt ist. Auf der anderen befindet sich das kleine Gärtchen, bepflanzt mit einer Mischung aus verschiedenen Gehölzen und Stauden. Neben Rosen und Buchsbaum, Eibe und Mispel, Akelei und Lavendel finden sich auch Kräuter und Würzpflanzen, zum Beispiel Oregano, Rosmarin oder Salbei.