Die Geschichte.
(und Geschichtchen)
STADTGRÜNDUNG UND LIEBFRAUENKIRCHE
Das Ferienhaus „Zur grauen Maus“ in Arnstadt liegt auf geschichtsträchtigem Boden – unmittelbar neben dem imposanten Bau der im 12. / 13. Jahrhundert errichteten romanisch – gotischen Liebfrauenkirche.
Die dreischiffige Basilika ist die älteste der in der Stadt erhaltenen Kirchen. Sie steht an der Westseite der Altstadt nur wenige Meter von der ehemaligen Stadtmauer entfernt. Möglicherweise steht die Kirche auch an dem Standort, der in der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt von 704 als Gutshof genannt wird.
Mit dieser Ersterwähnung von 704 blickt Arnstadt auf eine über 1300 – jährige Geschichte zurück und ist damit der älteste Ort von Thüringen.
DAS BENEDIKTINERINNEN - KLOSTER
Die ursprünglich als Stadtkirche errichtete Liebfrauenkirche hat Anfang des 14. Jahrhunderts noch eine zusätzliche Aufgabe bekommen. Das um 1100 auf den Höhenzügen vor den Toren der Stadt entstandene Walpurgis- oder Jungfrauenkloster wurde 1309 in die Stadt und an die Kirche verlegt. Mittels einer nachträglich eingebauten Nonnenempore wurde die Liebfrauenkirche seitdem durch die Benediktinerinnen als Klosterkirche mitbenutzt.
Schaut man sich nun einen Plan des ehemaligen Klostergeländes zwischen Brunnenkunst, Berggasse und Liebfrauenkirche an, so liegt das Ferienhaus, heute die Mittelgasse 15 an prominenter Stelle mittendrin. Unmittelbar angrenzend steht auf der einen Seite die Liebfrauenkirche und auf der anderen das noch heute erhaltene (vermutlich) ehemalige Konventhaus des Klosters.
REFORMATION UND BEBAUUNG KLOSTERGELÄNDE
Nach Einrichtung des Klosters sollten aber noch rund 400 Jahre bis zum Bau der Grauen Maus vergehen. Mit Einführung der Reformation wurde das Kloster 1533 aufgegeben und das Gelände anschließend peu à peu besiedelt. Das Quartier zwischen Unter- und Obergasse und darin eingeschlossen der östliche Teil der Mittelgasse wurde dann wohl spätestens ab dem 17. Jh. bebaut.
Mit Blick auf die Bauweise der Häuser und stadtgeschichtliche Forschungen ist davon auszugehen, dass der westliche Teil der heutigen Mittelgasse mit der Grauen Maus erst mit Beginn des 18. Jh. bebaut wurde.
Einen weiteren Hinweis auf die Bauzeit liefert außerdem ein Schleusinger Heller von 1713. Dieser wurde bei den Sanierungsarbeiten im Fußboden des Hauses Nr. 15 gefunden und kann schon während der Erbauung dorthin gekommen sein. Der damaligen Funktion der Liebfrauenkirche entsprechend wurde die Gasse zu dieser Zeit noch als „An der Frühkirche“ bezeichnet, und das heutige Ferienhaus hatte noch die Hausnummer 395.
FÜNF GLEICHE HÄUSER
Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die Nummer 15 und die anschließenden vier Häuser näherungsweise baugleich (wenn auch mitunter spiegelbildlich) errichtet wurden. In jedem findet bzw. fand sich z.B. im Erdgeschoss sowohl ein breiter Durchgang mit Korbbogen von der vorderen zur hinteren Hausseite, als auch ein gleichartig gebauter Laubengang an jeweils gleicher Stelle, und stimmten zudem Raumgrößen und Grundrisse überein.
Besonders bemerkenswert ist jedoch, das viele Unterzüge und andere horizontale Fachwerk- Balken über die jeweiligen Hausgrenzen hinweglaufen. Mitunter führen sie mehrere Meter weit in die Nachbarhäuser hinein. Zudem haben die Häuser ausnahmslos gemeinsame Trennwände. Alle fünf Häuser müssen somit „in einem Rutsch“ errichtet worden sein. Doch wer für wen diese „Reihenhauszeile“ errichtet hat, ist bisher nicht bekannt.
Die heute zum Teil klassizistische Erscheinung der Straßenfassaden geht stattdessen offenkundig auf das 19. Jahrhundert zurück. Während dieser Zeit dürften auch die großen und markant gestalteten Zwerchhäuser auf den drei ersten Häusern entstanden sein.
DIE BEWOHNER
Das heutige Ferienhaus hat seit seiner Erbauung als Wohnhaus gedient. Auch der Ausbauzustand der winzigen Hintergebäude lässt vielfach auf – wenn auch sehr bescheidene – Wohnverhältnisse schließen.
Oftmals bewohnten im 18. / 19. Jahrhundert einfache Handwerker die kleinen Häuschen am damaligen Stadtrand, und infolgedessen waren hier sicher auch Kleinstgewerbe und Heimarbeit etabliert.
Mit Aufkommen der Adressbücher Mitte des 19. Jahrhunderts werden als Bewohner und Eigentümer für das Haus Mittelgasse 15 demzufolge auch Tünchergesellen und Zimmermänner, Witwen und Näherinnen, Arbeiter und Schuhmacher genannt. Ob die bei der Sanierung aufgefundenen alten Schuhe auf die genannten Schuhmacher zurück gehen ist nicht bekannt, aber gut möglich.
VERFALL IN JÜNGERER VERGANGENHEIT
Das Haus hat Höhen und Tiefen erlebt, ist trotzdem mehr recht als schlecht durch die Jahrhunderte gekommen. Nicht gut bestellt war es jedoch um solche Häuser in den letzten Jahren der DDR. Oftmals kein Material, kein Geld, kein Interesse.
Das Haus Mittelgasse 15 hat dabei über viele Jahre besonders gelitten. Einerseits durch Missachtung seiner Bewohner, andererseits durch Vandalismus, zuletzt über Jahre hinweg durch ein kaputtes Dach.
Es war ein Kraftakt, das Haus nach umfassender SANIERUNG wieder als das zu zeigen, was es ist: ein Kleinod. Eine kleine selbstbewusste Maus, die genau weiß, dass sie nur der Farbe nach grau ist. Wir haben eine große Freude daran. Und laden Sie daher ein, diese Freude mit uns zu teilen.


